KNOER goes OERcamp! Veranstaltungsrückblick und KNOER-Beteiligungen auf dem OERcamp 2025 in Hannover
Seit 2012 bringt das OERcamp Menschen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum zusammen, die sich mit offenen Bildungsressourcen (OER) und zeitgemäßer digitaler Bildung beschäftigen. Es ist ein Ort, an dem Lehrende, Forschende, Praktiker:innen und weitere Interessierte miteinander ins Gespräch kommen, Erfahrungen teilen und gemeinsam neue Ideen entwickeln – immer über institutionelle, fachliche und disziplinäre Grenzen hinweg.
Mit unterschiedlichen Formaten war KNOER gemeinsam mit seinen Mitgliedern beim OERcamp 2024 vertreten
Das diesjährige OERCamp fand vom 4. bis 6. September 2025 in der Hochschule Hannover bzw. der Multi Media BBS auf der Expo Plaza Hannover statt. Das bunte Programm umfasste dabei Formate wie Pre-Camp-Workshops, eine Community-Konsultation zum Thema „Open Educational Practices“, ein großes Barcamp und Praxis-Workshops. Wie immer bei einem OERCamp ging es bei diesem Veranstaltungsformat nicht nur um das Teilnehmen, sondern auch um das Teilgeben. So wurden viele Teile des OERCamps von den Teilnehmenden selbst organisiert. Auch die Mitglieder und Partner:innen des KNOER waren auf dem OERCamp vertreten und brachten sich mehrfach in Sessions und Workshops für die Sache der offenen Bildungsbewegung ein. In unterschiedlicher Besetzung stellten sie dabei die Themen KI-Hype und OER-Zukunft, Pain Points und Bedarfserhebung sowie länder-übergreifende OER-Infrastrukturen in den Fokus.
Highlight! Das KNOER Barcamp „OER Reloaded: Wie wir zwischen KI und Kooperation Offenheit wieder ins Spiel bringen“ als 1000. Session-Pitch gekürt
Konfetti und Applaus für die 1000. Sessionankündigung auf dem OERcamp Hannover | Christoph Nagel für OERcamp / Agentur J&K – Jöran & Konsorten unter CC BY 4.0
Bereits die Ankündigung war der Knaller: Als Constanze und Daniel von der virtuellen Geschäftsstelle die KNOER-Session OER Reloaded: Wie wir zwischen KI und Kooperation Offenheit wieder ins Spiel bringen ankündigten, knallten die Konfetti-Kanonen zur 1000. Sessionankündigung auf einen OERcamp. Gute Vorzeichen!
In der Session stellte sich das Kooperationsnetzwerk OER-förderliche Infrastrukturen und Dienste zunächst (KNOER) kurz vor: Ein Verbund mandatierter Landeseinrichtungen, der länderübergreifende OER-Infrastrukturen und -Dienste zusammenbringt und weiterentwickelt. Ziel des Netzwerks ist es, den Gedanken offener Bildungsressourcen voranzubringen, Kooperationen zu fördern und Synergien zu nutzen. Sichtbar wird dies unter anderem in einer jährlichen Jahrestagung, wo zuletzt im Juni in Berlin Synergien zwischen Open Education und Open Science beleuchtet und gemeinsame Handlungsfelder der beiden Bewegungen ausgelotet wurden.
Aktuell gehören dem Netzwerk unter anderem Einrichtungen wie eSalsa, Digital Learning Campus, twillo, Bildungsportal Sachsen, ORCA.nrw, VCRP, eTeach-Netzwerk Thüringen, HessenHub, ZOERR und MMKH an.
Anschließend diskutierten die Teilnehmenden vor allem die Frage, wie OER in Zeiten von KI und adaptivem Lehren/ Lernen neu verortet werden kann. Es kristallisierte sich heraus, dass OER als Begriff in Gremien und Fachkreisen zwar verständlich ist, in der Breitenkommunikation und Praxis jedoch an Sichtbarkeit verliert — nicht zuletzt durch die mediale und institutionelle Fokussierung auf KI. Gleichzeitig herrschte in der Runde Konsens darüber, dass KI nicht notwendigerweise im Widerspruch zu offenen Bildungsressourcen stehen muss: Je nach Einsatz kann KI ein Werkzeug, eine Chance oder ein Risiko für offene Bildung sein.
Konkrete Hürden, die mehrfach genannt wurden, sind fehlende Infrastrukturen, unklare Workflows für Produktion und Veröffentlichung sowie geringe institutionelle Anreize, Lehrmaterialien als OER bereitzustellen. Als mögliche Hebel wurden folgende Maßnahmen breit diskutiert: verbindliche Offenheitsanforderungen in Förderbedingungen, gemeinsame Qualitätskriterien, also Standards für OER, Zertifizierungsangebote (als Instrument zur Steigerung von Sichtbarkeit und Reputation) sowie die Idee bzw. der Wunsch von OER-Beauftragten in Institutionen — analog zu Datenschutz- oder Open-Science-Beauftragten.
Ein weiterer Schwerpunkt war die Frage nach der Anschlussfähigkeit: OER sollten verstärkt in Curricula, in Aus- und Weiterbildung (inkl. Promovierende und Postdocs) sowie durch die Einbindung von Bibliotheken als aktive OER-Akteur*innen gedacht werden. Beispiele aus der Praxis, z. B. die ZOERR-Initiative zur Erstellung OER-basierter Materialien durch Nachwuchsforschende, wurden als vielversprechend gewertet. Ebenfalls empfohlen wurde, Offenheit bereits bei der Konzeption von Projekten und Ausschreibungen mitzudenken, um Nachhaltigkeit und Nachnutzbarkeit von Anfang an zu fördern.
Zum Begriffsdiskurs wurde eine eher pragmatische Haltung deutlich: Die exakte Terminologie (OER vs. OEP vs. „Offenheit“) ist für Fachdebatten zwar nützlich, sollte aber nicht davon ablenken, dass es vor allem um die praktische Umsetzung geht. Der Konsens lautete: Statt an begrifflichen Doktrinen festzuhalten, muss OER stärker ins Doing — in konkrete Produktionsprozesse, sinnvolle Infrastrukturen und in die Lehrpraxis — überführt werden. Wichtiger als die Betitelung ist stets das Machen.
Abschließend war festzustellen: OER hat Zukunft, wenn es gelingt, institutionelle Verankerung, klare Rahmenbedingungen und sichtbare Anerkennungs- bzw. Reputationswege (z. B. Zertifikate oder Anerkennung in Leistungsvereinbarungen) zu verbinden. Das KNOER-Netzwerk bietet hierfür einen wichtigen Rahmen, um länderübergreifend Wissen zu bündeln, Standards zu diskutieren und diesbezüglich Maßnahmen anzustoßen.
👉 Session-Dokumentation: https://pad.oercamp.de/p/r.137feb195170e3e584c2a8f8fccdafcb
Barcamp Session: „Pain Points: Bedarfe und Lösungen für die Praxis“
In der von Noreen Krause (twillo), Dr. Susanne Fritz (FWU Institut für Film und Bild), Konrad Faber (VCRP) und Martin Christian (DIE) angebotenen Session „Pain Points: Bedarfe und Lösungen für die Praxis“ wurden bildungsbereichsübergreifend Bedarfe / Pain Points zu Infrastrukturen und OER von Lehrenden und Lernenden gesammelt. Im Mittelpunkt der Session stand dabei die Frage, welche Themen aus einer übergreifenden und strukturellen Perspektive im Kontext OER angegangen werden sollten. Zu den Themenfeldern gehörten beispielsweise Metadatenstandards und Interoperabilität, Anreize und Motivation, Kommunikation und Kollaboration, Unterstützung von KI, Kompetenzentwicklung OER/OEP und die Perspektive der Lernenden.
👉 Session-Dokumentation: https://go.oercamp.de/hannover-2025/talk/GUUJRM/
Aufruf & Impuls zum Weiterdenken, der initial u.a. durch Inputs aus der Session entstanden ist: https://ogy.de/azs0
Praxis-Workshop: „OER-Bildungsinfrastrukturen sichtbar machen, mappen und vernetzen“ (MOERFI)
Im MOERFI-Workshop von Constanze Reder-Knerr (VCRP) und Dr. Susanne Fritz (FWU Institut für Film und Bild) trafen Praxis, Technik und bildungspolitische Perspektiven aufeinander, um vorhandene OER-Infrastrukturen (Portale, Editoren, Repositorien, Services) sichtbarer zu machen und konkrete Schritte hin zu einem nutzendenzentrierten OER-Cockpit zu entwickeln. Das vom Virtuellen Campus Rheinland-Pfalz (VCRP) koordinierte und in Zusammenarbeit mit dem FWU durchgeführte Projekt verbindet Mapping-Arbeit mit Demonstrationen. Ziel des Projekts ist es, OER-Infrastrukturen wie Portale, Editoren oder Repositorien systematisch zu erfassen, auf der OER World Map sichtbar zu machen und miteinander zu vernetzen.
Der Workshop gliederte sich in eine kurze Projektvorstellung und thematische Arbeitsgruppen zu Plattformen & Perspektiven, Metadaten & Validierung, Formaten & Interoperabilität, Metriken & Monitoring sowie zur Vision des OER-Cockpits. Übergreifendes Ergebnis: Es gibt bereits viele Tools und Dienste, doch Sichtbarkeit, Standards und einfache Workflows fehlen. Besonders wichtig sind gut strukturierte Metadaten, offene Formate sowie medienbruchfreie Abläufe von der Erstellung bis zur Nutzung in Lernplattformen. Innerhalb der Gruppendiskussionen wurden auch verschiedene Visionen eines OER-Cockpits konkretisiert: ein zentraler Zugang, der Suche, Erstellung, Anpassung und Verbreitung von OER bündelt.
Als nächste Schritte wurden ein öffentliches Mapping der Infrastrukturen, ein Prototyp für einen dialogbasierten Metadatengenerator und ein erstes MVP-Cockpit mit Usability-Tests vereinbart. Langfristig könnte auch ein KI-gestützter „Rights-Checker“ (Automatisierung der Rechteprüfung von Bildern, Audio, Text) die Veröffentlichung von OER deutlich erleichtern.
Abschließend lässt sich festhalten: MOERFI kann durch das Mapping, den Demo-Tagen und einem etablierten Partnernetzwerk kurzfristig sichtbare Verbesserungen erzielen, die mittelfristig in ein interoperables OER-Ökosystem münden können. Technische Spezifikationen, rechtliche Klarheit und didaktische Anforderungen müssen dabei in medienbruchfreien, niedrigschwelligen Workflows zusammengeführt werden, damit Lehrende tatsächlich profitieren und Materialien nachhaltig nachgenutzt werden können.
👉 Zur Dokumentation des Workshops: go.oercamp.de/hannover-2025/talk/3QFMLZ
Praxis-Workshop: „Wie gelingt der Aufbau länderübergreifender OER-Infrastrukturen?“
In diesem Praxis-Workshop von Noreen Krause (twillo) und David Stöllger (Universität Osnabrück) ging es um die Frage, was es braucht, damit OER-Infrastrukturen auch über Ländergrenzen hinweg geteilt, genutzt und weiterentwickelt werden können. Die Teilnehmenden stellten sich hier die Frage: Was braucht es für langfristige OER-Infrastrukturen? Eine wichtige Einsicht bestand auch darin, dass Offene Bildungsmaterialien und Bildungsformen und die notwendigen Infrastrukturen eng mit Demokratie verbunden sind. Offene Bildung löst nicht nur wichtige Grundbedürfnisse und -rechte der Demokratie ein, sondern kann Demokratie wiederum durch Offenheit und freien Zugang zu Bildung bestärken.
Zur Frage, wie man den Auf- und Ausbau von OER-Infrastrukturen angehen sollte, betonten die Teilnehmenden den Mittelweg in einer gewisser Anzahl unabhängiger OER-Portale. Einerseits kann der kooperative Wettbewerb zwischen OER-Portalen Innovation zu fördern, mit Dezentralität Strukturen absichern und Kompetenzen und Ansprechpartner:innen zu OER z.B. in verschiedenen Bundesländern erhalten und fördern. Gleichzeitig sollten, so die Diskussion, bestehende Infrastrukturen so vernetzt werden, dass Nutzende nahtlos Inhalte in verschiedenen Portalen finden, nachnutzen und zusammen erstellen können. Auch gerade mit Blick auf die zukünftige Finanzierung von OER-Infrastrukturen können Kooperationen z.B. auf Ebenen der Bundesländer einen wichtigen Beitrag leisten.
Darüber hinaus wurde durch die Heterogenität der Teilnehmenden bzgl. ihrer Tätigkeit in verschiedenen Bildungskontexten (Schule, Hochschule, Erwachsenen-, Berufs- und Weiterbildung) einerseits der Bedarf für Vernetzungen innerhalb aller dieser Bildungsbereiche und ggf. auch bildungsbereichsübergreifend deutlich. Andererseits stellten die Teilnehmenden auch die Vorreiterrolle der Akteur:innen und Initiativen im Hochschulbereich im Vergleich zu den anderen Bildungsbereichen heraus. So zeugen bundesweite Netzwerke (z.B. über Kooperationsnetzwerke wie KNOER) und bestehende länderübergreifende Kooperationen (wie zwischen ORCA.nrw und twillo) von signifikanten Fortschritten in der Vernetzung und Integration bestehender OER-Infrastrukturen.
👉 Zur Workshop-Dokumentation: https://go.oercamp.de/hannover-2025/talk/MWYWAA/
Weitere Sessions mit Beteiligung von KNOER-Mitgliedern
PreCamp-Workshop: „KI und OER im Einsatz: OER vielseitig und rechtskonform mit KI aufwerten“
In diesem Workshop von Yulia Loose (ELAN e.V.), Johannes Koch (Universität Osnabrück) wurde der Frage nachgegangen, wie Künstliche Intelligenz die Erstellung und Nutzung von Open Educational Resources (OER) sinnvoll unterstützen kann. Präsentationsfolien: https://ogy.de/5qt9
Barcamp-Session: „Canva – Funktionen und rechtskonforme Einsatzmöglichkeiten in der Lehre“
In dieser Session, die von Britta Beutnagel (TIB) angeboten wurde, standen die wichtigsten Funktionen von Canva und die Frage, was aus rechtlicher Perspektive bei dessen Nutzung zu beachten ist, im Mittelpunkt. Session-Dokumentation: https://go.oercamp.de/hannover-2025/talk/CTK7H7/ Präsentationsfolien: https://ogy.de/5qt9
Barcamp-Session: „Wie gelingt ein OER-Sprint?“
Wie sich der Prozess eines OER-Sprints steuern lässt und welche Erfahrungen es hierzu bereits gibt, wurde in dieser Barcamp-Session von Gabi Fahrenkrog (TIB), Silvia Czerwinski (twillo) und Johannes Koch (twillo) diskutiert. Session-Dokumentation: https://go.oercamp.de/hannover-2025/talk/H7DVGA/
Barcamp-Session: „Alle 11 Sekunden … Warum sind Metadaten so toll?“
Warum sind Metadaten eigentlich so toll? Um Diese Fragen ging es in der Bar Camp-Session von Sabine Stummeyer (TIB) und David Stölger (Universität Osnabrück)Darüber wollen wir uns gern mit Euch austauschen. Session-Dokumentation: https://go.oercamp.de/hannover-2025/talk/AX9SU8/
Barcamp Session: „Perfect Match- Das Wikiversum für OER- und Bildungsprojekte“
In diesem Workshop von Gabi Fahrenkrog (TIB) wurde gemeinsam verschiedene Projekte und erkundet. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie man Wikiversity, Wikidata, Wikimedia Commons und andere Wikimedia-Projekte effektiv für deine Bildungsprojekte und Open Educational Resources (OER) nutzen kann. Session-Dokumentation: https://de.wikiversity.org/wiki/Kurs:PerfectMatch
Barcamp Session: „KiViPro – Ki unterstütze Lehr-Lern-Videoproduktion“
In dieser Barcamp-Session von Jens Kösters (TIB) und Hendrik Bunke (TIB) wurden das KiViPro Projekt vorgestellt und die Frage diskutiert , wie viel Sinn weitgehend statische Lernangebote zum extrem dynamischen Thema KI machen? Session-Dokumentation: https://go.oercamp.de/hannover-2025/talk/TRB3FJ/
Barcamp-Session: „Wie können Persistent Identifier OER unterstützen?“
Von Frauke Ziedorn (TIB) wurde eine „Ask me Anything“-Session zum Thema Persistent Identifier (PIDs) angeboten. Session-Dokumentation: https://go.oercamp.de/hannover-2025/talk/BZFWE9/
Praxis-Workshop: OER in der Lehrgestaltung: Grundlagen und praktische Anwendungsfälle
Wie erstelle ich OER? Wo finde ich OER? Und wo bekomme ich Unterstützung im Erstellen von OER? Um Diese Fragen ging es im Praxis-Workshop von Malte Schweizer (Leibniz Universität Hannover), Noreen Krause (twillo) und David Stöllger (Universität Osnabrück). Schwerpunkte dabei waren rechtliche Grundlagen von OER; die Planung, Gestaltung und Durchführung offener, lerner:innenzentrierte Lehrveranstaltungen; die Planung und Erstellung eigener OER unter Verwendung fremder Inhalte sowie die Funktionen des OER-Portals twillo. Session-Dokumentation: https://go.oercamp.de/hannover-2025/talk/DWEVXD/ Präsentationsfolien: https://ogy.de/5qt9